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Titel
Heimatlos in der Heimat. Magdalena Hirschi, geborene Rolli, 1784 –1846. Eine Lebens- und Dorfgeschichte


Autor(en)
Grogg, Susanna
Erschienen
Bern 2015: Blaukreuz-Verlag
Anzahl Seiten
192 S.
von
Anna Bähler; Anna Bähler

Die gelernte Primar- und Sekundarlehrerin Susanna Grogg-Roggli verbrachte viele Jahre als Pfarrfrau in Albligen, einem Dorf westlich des Sensegrabens im Schwarzenburgerland. Sie publizierte unter anderem zur Geschichte der Bäder, der Schulen und Parteigründungen in dieser Region. Vor zwei Jahren erschien ein Buch, in welchem sie die Lebensgeschichte einer Frau aus der bäuerlichen Unterschicht nachzeichnet. Sie bettet die Erzählung, die auf solid recherchierten Fakten aus Kirchen- und Pfarrarchiven basiert, in die Umbruchzeit der Helvetik, Mediation, Restauration und Regeneration ein. Magdalena Hirschi war mit dem Albliger Hans Hirschi verheiratet und hatte mit ihm drei Kinder. Die Erzählung setzt im Hungerwinter 1816/17 ein, als Magdalena Hirschi die Scheidung verlangte. Ihr Mann war als Soldat in die Napoleonischen Kriege gezogen und verschollen. Sie brauchte die Scheidung, um mehr Handlungsspielraum zu erlangen und sich allenfalls wieder verheiraten zu können. Dies blieb ihr allerdings wegen der restriktiven Heiratsgesetze verwehrt. Ihre weiteren Kinder waren deshalb unehelich und sie wurden, wie auch die ersten drei, verkostgeldet.

Das Buch ist nicht einfach zu lesen, denn die Autorin packt viele Fakten in die knapp 200-seitige Publikation, wobei sie einige interessante Themen wie Klimaveränderungen als Grund für die Hungersnot, die Armengesetzgebung oder die Sekte der Antonianer nur kurz streift. Ausgiebiger beschreibt sie die Lebensbedingungen der Mägde und Knechte, welche sie mit dem Alltagsleben des Albliger Pfarrers und seiner Familie kontrastiert. Ebenfalls eingehend befasst sie sich mit dem Bau der neuen Albliger Kirche zu Beginn der 1820er-Jahre. Zeitliche und thematische Sprünge machen die Erzählung zwar abwechslungsreich, stören aber gelegentlich den Lesefluss. Schwierig zu bewältigen sind die vielen Personen, die das Buch bevölkern und häufig ähnliche oder gar identische Namen tragen. Hier wäre ein Verzeichnis der wichtigsten Personen oder zumindest eine grafische Darstellung der Hirschi-Familie hilfreich gewesen. Es lohnt sich jedoch, das Buch zu lesen, denn es gelingt Susanna Grogg, das Leben der Magdalena Hirschi und ihres Umfeldes lebendig und nachvollziehbar zu erzählen. Dank ihrer sorgfältigen Arbeit erhalten wir einen seltenen Einblick in den Lebensweg einer unterprivilegierten Frau, die schwer an ihrem Schicksal zu tragen hatte und kaum mit dem Verständnis und der Hilfe von besser situierten Personen rechnen konnte.

Zitierweise:
Anna Bähler: Rezension zu: Grogg, Susanna: Heimatlos in der Heimat. Magdalena Hirschi, geborene Rolli, 1784 –1846. Eine Lebens- und Dorfgeschichte. Bern: Blaukreuz-Verlag 2015. Zuerst erschienen in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 79 Nr. 2, 2017, S. 88-89.

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Zuerst veröffentlicht in

Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 79 Nr. 2, 2017, S. 88-89.

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